Schluss mit Werbung für Süßkram und Co.? MENSCHENSKINDER! hat alles Wissenswerte zum geforderten Werbeverbot für Süßigkeiten zusammengefasst. Foto: Adobe Stock/ Demencial Studies
Schluss mit Werbung für Süßkram und Co.? MENSCHENSKINDER! hat alles Wissenswerte zum geforderten Werbeverbot für Süßigkeiten zusammengefasst. Foto: Adobe Stock/ Demencial Studies
 

Schluss mit Süßkram-Werbung für Kinder?!

Was für und gegen ein Verbot von Süßigkeiten-Werbung spricht
12. April 2023, Karin Hendrysiak

Ob Schoko-Müsli, Gummibärchen oder Chips: Werbung für Süßigkeiten zielt häufig auf Kinder ab. Damit soll bald Schluss sein, wenn es nach Bundesernährungsminister Cem Özdemir geht. In welcher Form Werbung für ungesunde Lebensmittel verboten werden könnte, und welche Argumente dafür und dagegen sprechen, möchten wir Ihnen in diesem Artikel aufzeigen.

Danach soll die Ausstrahlung von Werbung, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet, von 6 bis 23 Uhr verboten werden. Dabei ist es egal, ob es sich dabei um einen Spot vor einem YouTube-Video, Fernsehwerbung oder Reklame auf Webseiten oder im Radio handelt. Auch im unmittelbaren Umkreis von Schulen, Kindertagesstätten und Spielplätzen oder Sportvereinen soll Werbung für Lebensmittel eingeschränkt werden, die den Ansprüchen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht genügen. Ein generelles Werbeverbot für „Junkfood“ ist aber nicht geplant.

Übergewicht bei Kindern entwickelt sich auch in Deutschland zu einem immer größeren Gesundheitsrisiko. Rund 1,7 Millionen Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren sind bereits übergewichtig, davon sechs Prozent sogar stark übergewichtig. Die Folgen von hohem Mehrgewicht reichen von Gelenkschmerzen und -fehlstellungen und erhöhtem Blutdruck bis hin zu Atembeschwerden und Diabetes Typ 2. „Vor all diesen Krankheiten sollten wir die Kinder bewahren“, so der BKK-Landesverband NORDWEST.

Was spricht für das Verbot?

Mit einem Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel könnte man durch Übergewicht ausgelöste Krankheiten bei Kindern vorbeugen. Ein freiwilliges Werbe-„Verbot“ wäre hingegen zu leicht zu umgehen und könnte Lebensmittelhersteller nicht genug unter Druck setzen, bestimmte Werbung nicht mehr zu zeigen, geschweige denn die Rezepturen ihrer Produkte gesünder zu gestalten. Schon der freiwillige Nutri-Score wird nicht flächendeckend eingesetzt.

Was spricht gegen das Verbot?

Vor allem Lebensmittelkonzerne und Werbetreibende haben sich gegen die Pläne des Bundesernährungsministers ausgesprochen. Für viele Gegner des Verbots fasse die Reglung an der falschen Stelle: „Ungesunde“ Lebensmittel seien nicht generell schuld an Übergewicht, sondern der übermäßige Konsum. Außerdem bekämpfe man Übergewicht nicht nur mit geändertem Essverhalten – Bewegung ist genauso wichtig. Und das lernen Kinder und Jugendliche vor allem im eigenen Elternhaus. Kaufen und essen Eltern trotzdem Burger, Schokoriegel und zuckerhaltige Softdrinks, würde auch ein Werbeverbot für diese Lebensmittel vermutlich wenig bringen.

Doch auch die generelle Einstufung der WHO von „ungesunden“ und „gesunden“ Lebensmitteln wird kritisiert. Zum Beispiel dürften laut WHO Obst aus der Dose oder Trockenobst nur 10 Gramm Zucker pro 100 Gramm Gesamtgewicht enthalten. Im Durchschnitt kommen diese Lebensmittel jedoch über diesen Wert – und fallen damit prompt in die Kategorie „ungesund“. Mit dieser Bewertungsmatrix gesunde Ernährung zu lernen, scheint nur wenig zielführend zu sein.

Thema „Essstörungen“ bei den BKK seit Jahren ein Thema

Seit Jahren kümmern sich die Betriebskrankenkassen um das Thema „Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen“. So klärt die BKK bereits von der Kita an über das Thema „Gesunde Lebensweise von klein auf“ Erzieherinnen, Erzieher und Eltern auf und unterstützt sie dabei, den Alltag ihrer Kinder gesundheitsförderlich zu gestalten.

Im Projekt „Anerkannter Bewegungskindergarten“ mit dem Pluspunkt Ernährung werden darüber hinaus feste „Ernährungsregeln“ kindgerecht gelebt.

Über das Projekt „bauchgefühl“ macht die BKK auf die wachsende Bedeutung von Essstörungen aufmerksam und unterstützt Schülerinnen und Schüler dabei, ihr „Ich“ zu stärken, positive Körpererfahrungen zu erleben und den Umgang mit psychischen Belastungen zu erlernen. Dazu bietet das Projekt in der Sekundarstufe 1 eine Fortbildung für Lehrpersonal und weitere Multiplikatoren vor, wie z.B. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter oder Schulpsychologinnen und -psychologen. Sie werden umfassend über die verschiedenen Essstörungen, über den Umgang mit gefährdeten bzw. betroffenen Schülerinnen und Schülern sowie über die Chancen und Möglichkeiten der schulischen Prävention informiert.

Ein besonderes Projekthighlight für teilnehmende Schulen ist dabei die Veranstaltung „Musik trifft Roman – Batomae & Jana Crämer: Das Mädchen aus der 1. Reihe“, eine musikalische Lesung über Freundschaft, Musik, Mobbing in der Schule und Essstörungen.

Weitere Infos

Die Diskussion rund um das Werbeverbot für Süßigkeiten können Eltern beim Deutschlandfunk nachlesen.

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Alle Infos zu den Projekten der BKK zum Thema Ernährung und Bewegung finden Sie hier: