Alles zum Thema mentale Gesundheit und Therapien bei Kindern und Jugendlichen gibt's bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Sewcream
Alles zum Thema mentale Gesundheit und Therapien bei Kindern und Jugendlichen gibt's bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Sewcream
 

Wie Kinder und Jugendliche mental gesund bleiben

Psychische Gesundheit mit Therapie und Co. fördern
9. Februar 2022, Lilo Rethfeldt

Wenn’s um die Gesundheit ihrer Kinder geht, sollten Eltern nicht nur auf ihre körperliche Verfassung achten. Auch das mentale Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen sollte nicht zu kurz kommen, rät der BKK-Landesverband NORDWEST. Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um Körper und Geist gesund zu halten, verrät der Landesverband hier.

Vor der Therapie: Mit Kindern sprechen

Wenn sich Kinder untypisch oder auffällig verhalten, mögen bei so manchen Eltern direkt die Alarmglocken schrillen. Aber nicht jede Änderung im Verhalten erfordert direkt ärztlichen Rat. „Änderungen im Verhalten oder bei Hobbys gehören zum Aufwachsen dazu“, weiß Karin Hendrysiak vom BKK-Landesverband NORDWEST. „Manchmal hilft es den Kindern und Jugendlichen schon zu wissen, dass jemand ihnen zuhören und helfen möchte.“ Und das tut es selbst, wenn sie noch nicht zum Gespräch bereit sind oder nicht speziell mit den Eltern über etwas sprechen wollen. In solchen Fällen gibt es neutrale Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche: Einige Schulen beschäftigen Vertrauenslehrerinnen oder -lehrer, die für die Sorgen und Probleme ein offenes Ohr haben. Auch manche Familienzentren bieten offene, kostenlose Sprechstunden für Familien oder Kinder allein an. Karin Hendrysiak erklärt: „Am wichtigsten ist, dass sich Kinder oder Jugendliche dort wohl und sicher fühlen.“

Die Psychotherapie

Wenn Eltern merken, dass sich die Probleme ihres Kindes verschlimmern oder nicht verbessern, könnte eine Psychotherapie sinnvoll sein. Den Kontakt zu geeigneten Therapeutinnen und Therapeuten für Kinder und Jugendliche finden Eltern bei ihren Krankenkassen oder auch bei der Psychotherapeutenkammern der Bundesländer. Zur Seite der Psychotherapeutenkammer NRW geht es hier entlang. Bewertungen von diversen Therapeutinnen und Therapeuten, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind, gibt es zudem auf dem Patientenportal Jameda.

Die Expertinnen und Experten können dann feststellen, ob eine mentale Krankheit vorliegt und entsprechende Therapieansätze empfehlen. „Einige Leute denken, dass eine solche Therapie erst ab dem 10. Lebensjahr möglich ist, doch das stimmt nicht ganz“, erklärt Karin Hendrysiak. Verschiedene Therapiearten eignen sich auch schon für jüngere Kinder, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie.

 Therapie mit Tieren

Verhaltenstherapien sind auch in Verbindung mit Tieren möglich. Sie können den Patientinnen und Patienten ein Gefühl von Sicherheit und Wärme vermitteln. Verschiedene Tiere wie Pferde oder Hunde werden zur Behandlung von mentalen Krankheiten wie Depressionen, Zwangsstörungen, unterschiedlichen Phobien oder ADHS eingesetzt. „Kinder bekommen hier eine direkte Rückmeldung ohne Wertung oder Urteil. Das bestärkt ungemein“, sagt Karin Hendrysiak.

Von Klein auf bewegen lernen

Wie mental gesund ein Kind ist, hängt auch stark mit der körperlichen Verfassung zusammen. „Das vergessen einige Leute“, bemerkt Karin Hendrysiak. „Dabei ist die Bewegungserfahrung gerade für Kinder und ihre allgemeine Entwicklung wichtig.“

In Kooperation mit der NRW-Landesregierung und dem Landessportbund NRW fördern die gesetzlichen Krankenkassen des Landes, darunter auch der BKK-Landesverband NORDWEST, Bewegung im Alltag schon im Kindergarten. In sogenannten Bewegungskindergärten warten auf die Kinder tägliche Bewegungsangebote, speziell geschultes Personal und weitere Ausstattung zur sportlichen Betätigung. Denn mögliche Folgen von Bewegungsmangel sind weniger Kraft und Ausdauer, motorische Defizite und ein fehlender Gleichgewichtssinn. „Das nimmt den Kindern auch im späteren Leben einige Freiheit und kann sich auf die Psyche auswirken“, warnt Karin Hendrysiak. Der Landessportbund NRW gibt genaue Kriterien vor, die zertifizierte „Bewegungskindergärten“ erfüllen müssen.

Therapie: Ja oder nein?

Wie auch bei physischen Krankheiten können während Psychotherapien Fehldiagnosen gestellt werden. Bei Kindern kommt dies tendenziell häufiger vor als bei Erwachsenen, da sich ihre Hormone noch stärker verändern. „Doch das sollte niemanden abhalten, eine Therapie zu beginnen, wenn wirklich Bedarf besteht“, meint Karin Hendrysiak. Wenn Kinder selbst den Wunsch äußern, mit einer neutralen Person sprechen zu wollen, sollten Eltern das auf jeden Fall berücksichtigen. Diese Person muss aber nicht immer direkt eine Therapeutin oder ein Therapeut sein.

Denn auch wenn viele Menschen positive Erfahrungen mit Therapien machen, sollte niemand dazu gezwungen werden. Gerade wenn das Lerntempo oder andere mentale Fähigkeiten eines Kindes nicht dem gesellschaftlichen „Standard“ entsprechen, könnte die Ursache schnell bei einer psychischen Krankheit oder Störung gesucht werden. Karin Hendrysiak rät vor übermäßiger Vorsicht und Eile ab. „Nicht jede Abweichung von der Regel bedarf Förderung“, weiß sie. Kinder entwickeln sich in unterschiedlichem Tempo – das trifft auf die allgemeine, motorische oder sprachliche Entwicklung zu (mehr zur sprachlichen Entwicklung bei Kindern gibt es hier). Ein Kind über seine eigenen Limits hinaus fördern zu wollen, wird nicht zum gewünschten Ergebnis führen, sondern meist eher zum Gegenteil.

„Um die Entwicklung und psychische Gesundheit ihrer Kinder zu fördern, gilt für Eltern in erster Linie: Zuhören und dort unterstützen, wo es möglich ist, ohne einschränkend zu werden“, erklärt Karin Hendrysiak.

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