Die Nummer gegen Kummer berät am Elterntelefon. Foto: AdobeStock / ABCreative
Die Nummer gegen Kummer berät am Elterntelefon. Foto: AdobeStock / ABCreative
 

Hinter den Kulissen bei der „Nummer gegen Kummer“: Elterntelefon

Über Sorgen sprechen und Lösungen suchen
21. Dezember 2021, Nicole Vergin

Das Gefühl, dass einem alles über den Kopf wächst, kennen viele Eltern. Die Kinder haben zum Beispiel Schwierigkeiten in der Schule oder ziehen sich in der Pubertät vollkommen zurück, es gibt vielleicht Ärger in der Partnerschaft oder die Fülle an Aufgaben scheint erdrückend. Und dann? „Häufig hilft es den Müttern oder Väter schon, mit einem Menschen zu sprechen, der Zeit zum Zuhören hat“, sagt Dorothea S. Die 69-Jährige ist seit fast 20 Jahren ehrenamtliche Beraterin am Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“. Dort können sich ratsuchende Eltern anonym und kostenlos melden und erzählen, welche Probleme sie bedrücken.

 

Raum zum Reden

„Was die Menschen dazu bewegt, sich bei uns zu melden, ist ganz unterschiedlich“, erzählt Dorothea S, die – genau wie die Anrufenden – am Elterntelefon anonym bleibt. Daher möchte sie auch hier ihren vollständigen Namen lieber nicht nennen. Oft gehe es in den Beratungsgesprächen um Überforderung, um Schwierigkeiten bei der Erziehung der Kinder, um Probleme nach einer Trennung, um psychische Erkrankungen oder Drogenkonsum der Söhne oder Töchter. „Oft sind die Mütter oder Väter am Telefon hilflos und verzweifelt, mache weinen auch“, so die langjährige Beraterin. „Ich gebe ihnen Raum zum Reden und versuche, sie zu stärken. In den Gesprächen helfe ich den Menschen dabei, eine Lösung zu finden oder zumindest einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen.“

Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen

Wie ist es mit der Scham? „Manche Anrufenden sagen am Telefon, dass sie sich schämen“, berichtet Dorothea S. „Ich antworte dann immer: Es gibt kein Problem, für das man sich schämen muss. Man kann sich höchstens schämen, wenn man nichts dagegen tut.“ Die Gespräche am Elterntelefon bei der „Nummer gegen Kummer“ dauern zwischen fünf Minuten und anderthalb Stunden – je nach Anliegen der Eltern. „Am Ende geht es den Menschen meistens wesentlich besser“, sagt Dorothea S. „Viele fühlen sich angenommen und erleichtert.“ Häufig reiche das Zuhören; manchmal empfiehlt die Beraterin am Elterntelefon aber auch weitere Hilfen, zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle oder therapeutische Unterstützung.

840 Ehrenamtliche beraten bundesweit

Dorothea S. gehört zu bundesweit insgesamt 840 Frauen und Männern, die ehrenamtlich am Elterntelefon Gespräche führen. Angesiedelt ist die Beratung vom Elterntelefon bei insgesamt 37 lokalen Trägern; dazu gehört in vielen Städten auch der Kinderschutzbund.

Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ ist montags, mittwochs und freitags von 9 bis 17 und dienstags und donnerstags von 9 bis 19 Uhr besetzt. Das Angebot ist anonym und kostenlos. Die Nummer lautet: 0800 111 0 550.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur „Nummer gegen Kummer“ finden Eltern unter www.nummergegenkummer.de.