Wenn Kinder sprechen lernen... Alles zu Stottern, Lispeln und Co. gibt es bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / andreaobzerova
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Wenn Kinder sprechen lernen

Wie normal sind Stottern und Co.?
12. Januar 2022, Jana Lotter

Ein B statt ein P, Stottern, eigene Worterfindungen, einzelne Wörter statt eines ganzen Satzes: Wenn Kinder sprechen lernen, müssen Eltern manchmal viel Geduld mitbringen. Wie man Kinder mit einfachen Tipps beim Lernen unterstützen kann und wann die Sprachentwicklung überprüft werden sollte, erklärt der BKK-Landesverband NORDWEST.

Ab wann sprechen Kinder?

„Dein Kind spricht immer noch nicht?“ Diese Frage sollte man lieber nicht stellen. Denn ab wann ein Kind spricht, ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Das Tempo, die Möglichkeiten und die Art des Lernens, aber auch die allgemeine körperliche und motorische Entwicklung beeinflussen die Entwicklung von Sprache und Sprechen. „In der Regel sprechen Kinder ihre ersten Wörter im Alter von zwölf Monaten“, erklärt Karin Hendrysiak vom BKK-Landesverband NORDWEST. Doch keine Panik, falls das nicht so ist! Manche Kinder sprechen bereits mit neun Monaten, manche erst mit über zwei Jahren. Das variiert sehr stark. Wie viele Wörter ein Kind aktiv benutzen kann, ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Expertinnen und Experten sagen, dass bei 20-Monaten alten Kindern zwischen fünfzig und knapp 200 Wörtern im aktiven Gebrauch normal sind.

Wann sind Sprachfehler auffällig?

Für Eltern ist wichtig zu verstehen, dass nicht jede Auffälligkeit in Sprache und Sprechen direkt eine Störung ist. „Kinder erlernen Sprache spielerisch und folgen einer eigenen Logik“, so Karin Hendrysiak. Daher sind Fehler beim Aufwachsen normal. Erst, wenn sie fortlaufend auftreten oder sich zu verstärken scheinen (z.B. häufigere Aussprachfehler, schwereres Stottern), sollten Eltern ihre Kinderärztin oder ihren -arzt bei der nächsten U-Untersuchung darauf ansprechen. Diese verweisen dann gegebenenfalls an Expertinnen oder Experten.

Wie können Kinder beim Lernen unterstützt werden?

Der wichtigste Tipp für die Sprachentwicklung bei Kindern ist simpel: reden, reden, reden. Die Kleinen sollten selbst viel reden, Eltern wiederrum sollten sie ermutigen und ihnen auch aktiv zuhören. Lesen oder Vorlesen ist optimal. Das soll aber nicht in Lernen und Unterricht ausarten. Besser ist es, Rituale in den Alltag einzubauen, die Interessen des Kindes miteinzubeziehen und Kinder unterbrechen und Fragen stellen lassen. Einige Tipps zum Vorlesen gibt es hier: „So wichtig ist Vorlesen“ und „Was ist dein liebstes Kinderbuch?“.

Über allem steht der Grundsatz: Die Grenze bestimmt das Kind. Wenn Kinder etwas noch nicht sagen oder korrekt aussprechen können, sollten sie auf keinen Fall zu mehr Übungen gezwungen werden. „Hier sind besonders Geduld und Verständnis gefragt“, weiß Karin Hendrysiak. Und wenn auch mehrfache, langsame Wiederholungen nichts bringen, ist eine Pause meist die beste Wahl. „Sprache lernen sollte nicht zum Frust führen – weder beim Kind noch bei den Eltern.“

Was sind Merkmale einer Sprach- oder Sprechstörung?

Eine Übersicht zu den häufigsten Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern gibt es hier.

Wann sind Sprachförderung oder Sprachtherapie sinnvoll?

Nicht bei allen Auffälligkeiten im Sprach- und Sprechverhalten werden Kindern direkt logopädische Therapien empfohlen. Für Kinder, die als „sprachschwach“ zählen, und mit Erwachsenen selten das Sprechen lernen, eignet sich eine logopädische Therapie eher weniger. Stattdessen setzen Expertinnen und Experten auf Sprachförderprogramme für die Weiterentwicklung von Grammatik, Wortschatz und Sprachmelodie. „Vor Beginn jeglicher Maßnahmen ist eine logopädische Beratung sinnvoll“, erklärt Karin Hendrysiak. Wirken die Förderungsprogramme nicht, sollten sich Eltern erneut mit Fachärztinnen und -ärzten beraten und über eine Sprachtherapie nachdenken.

Liegt eine tatsächliche Sprach- oder Sprechstörung vor, ist eine logopädische Therapie für Kinder ratsam. Logopädinnen und Logopäden entwickeln dann Ansätze für die Betroffenen, um die Störungen individuell behandeln zu können.

Weitere Informationen und Links

Noch mehr Tipps und Anregungen für Sprachförderung bei Kindern gibt es hier: