Foto: Adobe Stock / Africa Studio
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Plötzlicher Kindstod: Wie Eltern das Risiko senken

22. Juni 2021, Nicole Vergin

Viele junge Eltern kennen das: Sie schleichen sich abends zu ihrem schlafenden Baby, legen prüfend die Hand auf seine Brust und sind erleichtert, dass es noch atmet. Die Sorge vor dem plötzlichen Kindstod beschäftigt zahlreiche Mütter und Väter und macht vielen große Angst.

Plötzlicher Kindstod ist selten

Warum ein zuvor gesundes Baby im ersten Lebensjahr unerwartet im Schlaf aufhört zu atmen, ist medizinisch noch nicht eindeutig geklärt. Fachleute sprechen vom Sudden Infant Death Syndrome (SIDS). Die neuesten Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Demnach sind in Deutschland 107 Kinder am plötzlichen Kindstod gestorben. „Für die betroffenen Familien ist das natürlich eine Tragödie“, sagt die Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst. Verglichen mit bundesweit jährlich rund 780.000 Geburten relativiere sich die Gefahr aber. Statistisch gesehen tritt der plötzliche Kindstod am häufigsten zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat auf.

Eltern können viel zur Vorbeugung tun

Die Fälle von plötzlichem Kindstod sind in vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Das hat aus Sicht der Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst viel mit der zunehmenden Aufklärung der Eltern zu tun. „Mütter und Väter können selbst viel tun und das Risiko für ihr Kind deutlich senken“, betont sie. Petra Quellhorst informiert beim Kinderschutzbund Hilden Eltern regelmäßig über den gesunden Babyschlaf.

Schlafsäcke statt Decken

Auch wenn es zunächst etwas spartanisch wirkt: Kinder im ersten Lebensjahr sollten ohne Nestchen, Kissen und große Kuscheltiere schlafen. „Außerdem rate ich dringend von Bettdecken ab, die sich die Kinder im Schlaf über den Kopf ziehen könnten“, so die Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst. Sie empfiehlt Schlafsäcke, die der jeweiligen Jahreszeit angemessen sind.

Rückenlage und gute Lüftung

Auf dem Rücken schlafen Kinder am sichersten; in dieser Position können sie am besten atmen. „Außerdem brauchen Kinder beim Schlafen genug Platz – entweder im eigenen Bett oder auf einer eigenen Matratze im Familienbett“, rät Petra Quellhorst. „Eine mindestens 80 Zentimeter breite Fläche sollte ein Baby für sich haben.“ Im Schlafzimmer seien 16 bis 18 Grad Raumtemperatur und eine gute Durchlüftung ideal. Wichtig sei es, eine Überhitzung der Kinder zu vermeiden. Dazu gehört es auch, Säuglinge nicht wärmer anzuziehen als Erwachsene. Von Mützen für kleine Kinder rät Petra Quellhorst grundsätzlich ab.

Rauchen ist ein großes Risiko

Zigarettenrauch ist für Kinder immer schädlich – ob vor der Geburt oder danach. Rauchen in der Familie gilt als ein zentraler Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Welchen Zusammenhang es dabei gibt, wird auf der Webseite www.kinderaerzte-im-netz.de näher erklärt. Ratsam ist es daher, dass in der Familie nicht geraucht wird – weder in der Schwangerschaft noch nach der Geburt des Kindes.

Helfen technische Geräte bei der Vorbeugung?

Technische Geräte halten Fachleute für wenig zielführend, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen. Sensormatten zum Beispiel sollen bei Unregelmäßigkeiten, wie z. B. Atemstillstand, die Eltern warnen – so die Versprechung der Werbung. „Diese Geräte lösen allerdings häufig Fehlalarm aus und erhöhen unnötig den Druck in der Familie“, sagt Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst. Viel wichtiger sei es, die bestmögliche Schlafumgebung für die Kinder zu schaffen.

Schlafsack-Stunde beim Kinderschutzbund Hilden

Über sicheren Babyschlaf informiert Petra Quellhorst junge Eltern einmal im Monat beim Kinderschutzbund Hilden. Die Eltern, die daran teilnehmen, bekommen einen Schlafsack für ihr Kind geschenkt. Der Kinderschutzbund finanziert diese Aktion durch Spenden. Während der Coronapandemie konnte diese Beratung leider nur telefonisch stattfinden.

Plötzlicher Kindstod: Weitere Informationen

Hier gibt es Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 

Hintergründe aus der WDR-Wissenschaftssendung „Quarks“ sind hier nachzulesen.