Familienleben oder FamilienBEBEN?

Aus dem Leben eines Vaters: Lego, Fischstäbchen und Bettzeit-Dilemma

4. Mai 2022, Jan W. (40 J.)

Von „Benjamin Blümchen“ in Dauerschleife über „Hilfe, ich hab‘ das Internet gelöscht!“ bis hin zum lautstarken Teenieterror aus der Nachbarswohnung – Familien halten so einige Knaller bereit. Mal lustig, mal herzzerreißend, mal total chaotisch oder Honigkuchenpferd-glücklich – das Best-of des alltäglichen Familienwahnsinns in unterschiedlichen Perspektiven gibt es hier in der neuen MENSCHENSKINDER!-Kolumne!

Wenn erstmal das erste Kind da ist, bleibt das eigene Privatleben auf der Strecke – das musste auch ich, zweifacher Vater, spätestens nach der Geburt unserer Ältesten einsehen. Doch trotzdem hätte ich nie erwartet, dass ich so viel Zeit mit dem Bauen von Lego verbringen würde. Okay, fairer Weise muss ich hier gestehen: Ich bin selbst eingeschweißter Lego-Fan. Als stolzer Besitzer und Erbauer eines originalen Lego-Todessterns wäre Leugnen auch total zwecklos. Doch trotzdem verfluche ich die bunten Kleinteile an diesem Montagabend. Inmitten eines Berges aus losen Bausteinen, Plastiktütchen und leeren Pappkartons sitzend, reiche ich dem großen Baumeister, alias meinem Sohn Hannes, Teil für Teil an. Eigentlich sollte die Figur – ein Hai – schon längst fertig sein, doch Hannes hatte andere Pläne. Ein Roboter, das wäre doch viel cooler. Also wurde der halb gebaute Hai wieder zerlegt und nun zu einem Maschinenmann zusammengesteckt. Der gemütliche Abend auf dem Sofa mit Serie, Schokolade und Nichtstun rückt gerade in weite Ferne…

„Nein, Papa, das ist doch die Antenne“, tadelt der Sechsjährige mich, als ich Amateur ihm den offenbar falschen Stein reiche. Oh natürlich, mein Fehler. Von oben höre ich einen Knall und zucke zusammen. „Nichts passiert!“ ruft Natalie, unsere Tochter und ihres Zeichens menschlicher Flummi, aus ihrem Zimmer, das seit einiger Zeit mehr Turnhalle als Schlafraum ist. In Gedanken bin ich noch beim ominösen Knall, als ich den nächsten Stein an Hannes reiche. Wieder der falsche – „Papa, passt du überhaupt auf?“ Noch bevor mir weitere Schnitzer unterlaufen können, kommt die Rettung: Das Abendessen ist fertig. Lachs für die Erwachsenen und Fischstäbchen für die Kleinen. Ja, mit Kindern kocht man halt auch mal eine Extra-Wurst – oder eben das Extra-Fischstäbchen.

Später, nachdem die Legos weggeräumt, Hannes‘ Zähne geputzt und die Gute-Nacht-Geschichte erzählt sind, fläze ich mich gemütlich aufs Sofa und greife nach der Fernbedienung – „Dexter“, ich komme! – da platzt diese Seifenblase auch schon. „Nicht umschalten, heute läuft doch ‚The Voice of Germany‘!“, erinnert mich Natalie und hüpft im nächsten Moment mit meiner Packung Schokoriegel aufs Sofa. Sofort übernimmt sie die Kontrolle über die Fernbedienung. Das hatte ich komplett vergessen – Bettzeit für Hannes ist leider nicht mehr auch Bettzeit für unsere Tochter… Die nächsten zwei Stunden verbringe ich also mit mehr oder wenig talentierten Amateursängern. Dann gibt es einen Gute-Nacht-Kuss und nach einigem Hin-und-her ist es um zehn Uhr abends endlich so weit: Die Titelmelodie von „Dexter“ tönt aus den Fernsehlautsprechern, ich öffne meine geheime Notration Schokoriegel – und nicke keine zehn Minuten später weg. Na ja, vielleicht klappt’s ja morgen.

 

Familienleben oder FamilienBEBEN?

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