Familienleben oder FamilienBEBEN?

Aus dem Leben einer Tante

Balanceakt zwischen lockerer Spielgefährtin und Mutter auf Probe
15. Februar 2022, Vivien N. (29 J.)

Von „Benjamin Blümchen“ in Dauerschleife über „Hilfe, ich hab‘ das Internet gelöscht!“ bis hin zum lautstarken Teenieterror aus der Nachbarswohnung – Familien halten so einige Knaller bereit. Mal lustig, mal herzzerreißend, mal total chaotisch oder Honigkuchenpferd-glücklich – das Best-of des alltäglichen Familienwahnsinns in unterschiedlichen Perspektiven gibt es hier in der neuen MENSCHENSKINDER!-Kolumne!

„Tanten sind wie Mamas – nur viel cooler“: Sprüche wie dieser kommen nicht von ungefähr. Zumindest hoffe ich, dass meine Nichte das so sieht, während ich der Sechsjährigen die Fingernägel bunt lackiere. Bei Mama darf sie so etwas nämlich nicht. Ich hingegen drücke da ein Auge zu – zumal ich weiß, dass sonst keiner dem Wunsch meiner Nichte nachkommt.

„Machen wir heute Nagellack drauf?“, ruft sie deshalb stets in freudiger Erwartung aus, sobald sie mich sieht. Meistens erwidere ich dann: „Das musst du vorher die Mama fragen.“ Als Tante hat man nämlich einen klaren Vorteil – man kann im Zweifel die Verantwortung abgeben. Manchmal entscheide ich aber auch eigenmächtig, dass ein bisschen hübsche Farbe auf den Fingernägeln weder im Kindergarten noch in der Schule hinderlich ist. Zudem kommt mir der Gedanke, dass ich im Kindesalter ebenfalls Spaß an Verkleidungen und Schminke hatte – und von dieser Freude bis heute einiges übriggeblieben ist.

Demnach bietet das „Tante-Sein“ gleich weitere Vorteile: Einerseits gefällt es mir, die lässige Vertrauensperson zu sein, die der Nichte auch mal etwas „Unerlaubtes“ durchgehen lässt, andererseits profitiere ich vom gemeinsamen Spielen, das eine Reise in die eigene Kindheit ermöglicht. Wann sonst kann man nochmal so unbeschwert sein, als wenn man mit seiner kleinen Nichte Bilder aus Bügelperlen zusammensteckt, auf der Spielplatz-Schaukel hin- und her schwingt oder gemeinsam Bibi-Blocksberg-Kassetten hört, die man fast noch auswendig mitsprechen kann?

Aber nicht nur eine Reise in die Vergangenheit ist als Tante möglich: Auch die Zukunft lässt sich ganz leicht erproben. Schließlich erfährt man von Anfang an ganz lebensnah, wie man Windeln unfallfrei wechselt, kleine Kullertränchen trocknet oder schmerzfrei als lebendiges Klettergerüst dient – man weiß ja nie, was noch kommt.

Und letztlich – das ist der wichtigste Punkt – bietet das „Tante-Sein“ für mich einen ganz entscheidenden Vorteil: Wenn es doch mal zu anstrengend wird, kann ich meine kleine Nichte ganz einfach wieder abgeben. Denn als Tante habe ich – im Gegensatz zu den Eltern – noch alle Freiheiten der Welt.

 

Familienleben oder FamilienBEBEN?

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