Nur noch einen Freund treffen?

Davon hält der Kinderschutzbund nichts
18. November 2020, Kinderschutzbund

Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Freizeit nur noch einen festen Freund oder eine Freundin treffen dürfen. Das empfiehlt die Bundesregierung. Beschlossen wurde diese Kontaktbeschränkung nicht, aber sie führt zu vielen Fragen. Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes, ärgert sich über den Vorschlag.

“Kinder und ihre Familien haben in diesem Jahr auf Vieles verzichten müssen: ihre Schulabschlussfeiern, Geburtstage, Sankt-Martins-Umzüge und sicher wird auch das Weihnachtfest in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden können. Das waren und sind Zumutungen, die ich dennoch für richtig halte. Die Eindämmung der Corona-Pandemie ist Aufgabe der Erwachsenen, ganz genauso wie der Kinder.

Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. Foto: Kinderschutzbund

Dass sich Kinder nun aber für einen festen Kontakt entscheiden sollen, finde ich fürchterlich. Es ist furchtbar für das Kind, das sich zwischen seinen Freunden entscheiden soll, und es ist furchtbar für jenes Kind, das im Zuge einer solchen Entscheidung vielleicht abgewiesen werden musste. Eine solche Entscheidung, die mit so viel Potential für Zurückweisungen und Tränen verbunden ist, sollten wir unseren Kindern nicht auferlegen.

Es ärgert mich, dass in den jüngsten Vorschlägen zu weiteren Kontaktbeschränkungen vor allem Kinder und Jugendliche im Zentrum stehen. Denn gleichzeitig läuft in den Bürohäusern deutscher Innenstädte ein völlig ungeregelter Präsenzbetrieb weiter. Hunderttausende Menschen fahren nach wie vor jeden Morgen völlig unnötig in überfüllten Bussen und Bahnen ins Büro. Und das für einen Job, den sie genauso gut und vor allem sicher von Zuhause erledigen könnten.

Kinder haben verbriefte Rechte auf Bildung und Spiel. Diese Rechte sind aus meiner Sicht höher zu gewichten als der Wunsch der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nach Präsenz ihrer Angestellten.”