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Wie Eltern ihre Kinder durch starke Gefühle begleiten können

30. August 2021, Nicole Vergin

Egal ob Kinder wütend oder traurig sind. Sie brauchen Eltern, die sie mit ihren starken Gefühlen annehmen und liebevoll begleiten. Das gilt für Babys und Kleinkinder, aber auch für Schulkinder und Jugendliche. Warum das wichtig ist und wie Mütter und Väter das schaffen können, erklärt die Kinderkrankenschwester Petra Quellhorst.

Der Säugling hat genug getrunken und sollte satt sein. Er hat gerade eine frische Windel bekommen und könnte auf dem Arm des Vaters oder der Mutter jetzt eigentlich schlafen. Aber er weint – wie so oft. „Was können wir tun, damit unser Kind ruhig und zufrieden ist?“, fragen sich die verzweifelten Eltern in solchen Momenten. Ablenken? Schaukeln? Spazieren gehen? Fragen wie diese kennt die Kinderkrankenschwerster Petra Quellhorst nur zu gut. Sie ist seit vielen Jahren Ansprechpartnerin für die Belange rund ums Baby beim Kinderschutzbund in Hilden.

Babys möchten sich über ihr Weinen mitteilen

„Wenn Babys viel weinen, kann es gut sein, dass sie etwas zu erzählen haben“, erklärt Petra Quellhorst. Das können unangenehme Erlebnisse vom Tag sein, aber auch prägende Ereignisse bei der Geburt. „Das Schreien ist die einzige Möglichkeit von Säuglingen, um sich mitzuteilen“, betont die Kinderkrankenschwester. „Wenn sie ansonsten gut versorgt sind, brauchen sie Menschen, die sie durch das Weinen begleiten und ihnen zuhören.“ Petra Quellhorst, die beim Kinderschutzbund Hilden Familien mit Schreikindern berät, vergleicht das mit Erwachsenen, die von einer stressigen Situation erzählen wollen. Dann sei es am besten, einfach ruhig und aufmerksam zuzuhören. Sie habe schon häufig die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder beruhigen, wenn sie mit ihren Gefühlen wahrgenommen wurden.

Nichts verändern wollen

„Die Emotionen eines anderen Menschen verändern zu wollen, ist wenig hilfreich – bei Kindern genauso wenig wie bei Erwachsenen“, betont Petra Quellhorst, die auch Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe ist. Natürlich, sagt sie, fühlten Eltern sich nicht immer in der Lage, sich die Gefühlsäußerungen ihres Babys anzuhören. In solchen Momenten sei es sinnvoll, sein Kind an einem sicheren Ort anzulegen und sich um sich selbst zu kümmern – bevor man auf sein Kind richtig wütend werde.

„Deine Gefühle sind okay“

Die Gefühle von Kindern annehmen und sie ruhig und liebevoll begleiten: Das sei im Grunde in jeder Lebensphase wichtig, auch bei wütenden Kleinkindern. Auch wenn Eltern das Ausmaß des Ärgers, der Empörung und der Wut nicht immer nachvollziehen können, sei es – so Petra Quellhorst – wichtig zu signalisieren: „Ich akzeptiere all deine Gefühle und bleibe bei dir!“ Nur da sein und nichts verändern wollen – das ist im Alltag oft schwieriger als es zunächst klingt. Ein wichtiger Gradmesser ist dabei der eigene Körper. Wer von seinen eigenen Gefühlen überrollt wird, sollte sich zuerst beruhigen – mit Atemübungen oder einer kurzen Auszeit.

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