Kinder vor Gewalt schützen - der Kinderschutzbund klärt zu den aktuellen Fällen in Wermelskirchen auf. Foto: Adobe Stock / Nichizhenova Elena
Kinder vor Gewalt schützen - der Kinderschutzbund klärt zu den aktuellen Fällen in Wermelskirchen auf. Foto: Adobe Stock / Nichizhenova Elena
 

Fragen stellen und ungutes Gefühl ernst nehmen

Zu den aktuellen Fällen sexualisierter Gewalt
1. Juni 2022, Nicole Vergin

Anlässlich der jüngsten Fälle sexualisierter Gewalt äußerte sich der Kinderschutzbund in NRW schockiert. „Es wird erneut deutlich, dass sexualisierte Gewalt vor allem im nahen sozialen Umfeld der Kinder geschieht“, betonte Krista Körbes, Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes in NRW. Ein 44-jähriger Mann soll mindestens zwölf Kindern schwere sexualisierte Gewalt angetan haben; die Hälfte der Kinder war dabei unter drei Jahren alt. Über diesen Mann aus Wermelskirchen fand die Polizei Hinweise auf über 70 weitere Tatverdächtige. Den Ermittlungen zufolge soll der Hauptbeschuldigte bis 2018 im Kölner Umland über Internet-Plattformen seine Dienste als Babysitter angeboten haben. Diese Gelegenheiten habe er dann für brutalste sexualisierte Gewalttaten genutzt.

Die Strategien von Tätern und Täterinnen

„Die Eltern kannten den mutmaßlichen Täter und vertrauten ihm ihre Kinder an“, so Krista Körbes vom Kinderschutzbund NRW. Sie betont, dass sexualisierte Gewalt in der Regel geplant ist. „Diese Strategien von potenziellen Tätern und Täterinnen müssen in der breiten Öffentlichkeit viel bekannter gemacht werden“, so Körbes weiter. „Sie bemühen sich häufig intensiv um den Kontakt zu Kindern und manipulieren ihr Umfeld geschickt. Sie wirken sympathisch, sind engagiert und an einem guten Verhältnis zu den Eltern interessiert. Deswegen ist es für Familien so schwierig, ihre Absichten zu durchschauen.“

Kritisch hinterfragen

„Es ist wichtig, diese Täterstrategien im Hinterkopf zu behalten, ein ungutes Gefühl ernst zu nehmen, es anzusprechen und sich bei Bedarf Unterstützung zu suchen, etwa in einer Beratungsstelle“, sagt Landesgeschäftsführerin Krista Körbes. Das gilt immer im Alltag – auch bei der Suche nach einem vertrauenswürdigen Babysitter. „Zu hinterfragen sind etwa die Motive: Warum möchte dieser Mensch auf mein Kind aufpassen?“, erklärt sie.