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Das Netz muss kindersicher werden

Forderung vom Kinderschutzbund NRW zum Safer Internet Day
8. Februar 2021, Nicole Vergin

Am Schulunterricht teilnehmen, ein Musikinstrument lernen, Freunde treffen, neue Spiele ausprobieren: Jetzt im Corona-Lockdown verbringen Kinder und Jugendliche besonders viel Zeit im Internet. Viele wissen die Vorteile zu schätzen, die ihnen die digitale Kommunikation bietet. Aber Kinder und Jugendliche können auch die Erfahrung machen, dass das Internet kein sicherer Ort ist. Das Netz muss kindersicher werden!

Immer mehr Jugendliche erleben sexualisierte Gewalt im Netz

Aktuelle Zahlen dazu stammen aus der benachbarten Schweiz. Dort wurden für die repräsentative JAMES-Studie rund 1.000 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren nach ihrer Mediennutzung befragt. Fast die Hälfte aller Jugendlichen (44 %) erlebte der Studie zufolge sexuelle Belästigungen im Internet. Der Anteil der Betroffenen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und sich seit 2011 (19 %) mehr als verdoppelt. Die Ergebnisse der Schweizer Untersuchung lassen sich von der Tendenz her sicherlich auch auf Deutschland übertragen.

Plattformbetreiber und Provider müssten mehr Verantwortung übernehmen

„Wirksamen Kinderschutz gibt es im Internet nicht“, kritisiert Gaby Flösser, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen. „Das liegt vor allem daran, dass die Plattformbetreiber und die Provider – also diejenigen, die das große Geld machen – nach wie vor aus der Verantwortung entlassen werden. Jeder Kioskbesitzer muss mit empfindlichen Strafen rechnen, wenn er Jugendlichen zum Beispiel pornografisches Material verkauft. Im Netz bleibt das weitestgehend folgenlos“, so Gaby Flösser weiter.

Die aktuell vorliegende Reform des Jugendschutzgesetzes macht aus Sicht des Kinderschutzbundes vieles richtig. Aber auch hier fehlt der entscheidende Schritt: diejenigen in die Verantwortung zu nehmen, die die Infrastruktur bereitstellen, auf der Hass und Gewaltdarstellungen verbreitet und somit Straftaten ermöglicht werden.

Politik schiebt den Eltern das Problem zu

Joachim Türk fügt für den Bundesvorstand des Kinderschutzbundes hinzu: „Auch im Jahr 2021 müssen wir konstatieren: Kinder und Jugendliche sind Gewalt und Straftaten im Netz weitestgehend schutzlos ausgeliefert. Die Politik verschiebt die Verantwortung auf die Eltern, die sich mit Filtern und Kindersicherungen beschäftigen und den Kindern die Regeln der digitalen Umgebung erklären sollen, die sie selbst kaum kennen. Wer es aber ernst meint mit digitaler Teilhabe, der muss Kindern eine sichere Umgebung bieten, in der sie ihrem Alter entsprechende Kompetenzen erlernen können, die sie brauchen, um sich sicher im Netz und in einer veränderten Medienwelt bewegen zu können.“

Weitere Informationen zum Safer Internet Day gibt es auf der Seite von klicksafe. Hier finden Sie eine Fülle von Materialien. Auf der Elternseite stehen viele Hinweise, wie Eltern ihre Kinder Schritt für Schritt an das Internet heranführen können.