Foto: fotolia
Foto: fotolia
 

Der Smartphone-Overkill

Eine Kolumne von Mareike Graepel
24. Februar 2020, Mareike Graepel

Oh Mann, wie mich das nervt: Der Smartphone-Overkill – bei Erwachsenen und Kindern. Ich kann mich leider selbst nicht davon frei machen und gleichzeitig will ich es überhaupt gar nicht in die Hand nehmen.

Da kommen WhatsApp-Gruppen-Nachrichten im Sekundentakt (Schule, Kindergarten, Fan-Gruppen, Freundeskreise), da brummt die nächste Mail, und Facebook hat auch immer irgendwas zu vermelden. Ich mache mit, und meine Kinder machen das mit. Aber ich will doch nicht verpassen, wie sie Fahrrad fahren lernen, zum ersten Mal ein Bild malen, das Hand und Fuß hat, und ich will ihnen das Telefon nicht zum Spielen geben, damit sie ruhig sind.

Warum starren die denn nur aufs Handy?

Letztens waren wir in Mainz – für nur einen Tag. Um der Tochter einer Freundin zu applaudieren, die als Schneeflocke bei einer Hobby-Rollkunstshow in der „Eiskönigin“ mitwirkte. Im Publikum: Vermeintlich stolz-aufgeregte Eltern, die dann aber während der Show SMS schrieben. Komisch. Und dann waren da noch die Geschwisterkinder, die irgendwelche Online-Kartenspiele zockten. Noch komischer. Warum guckten die denn nicht zu, was die Kinder und Erwachsenen in dieser für einen Hobbyverein unglaublich aufwändigen Show zeigten?

Ich war zwar drei Sekunden neidisch, als nämlich meine beiden Kinder statt mit dem Handy zu spielen lieber den Ketchup, den Saft und den Schoko-Muffin über sich und meine Klamotten verteilt hatten. Aber immerhin haben wir das gemeinsam erlebt, waren zusammen fleckig und nicht mehr hübsch und ordentlich. Und wir haben uns angeschaut beim Miteinanderreden.

Riskantes Missverständnis via WhatsApp

Dass es auch sehr riskant sein kann, seinen Kindern zu früh das Smartphone zu erklären, beweisen Nachbarn einer anderen Freundin. Die haben ihre Tochter im Grundschulalter eine Viertelstunde allein lassen müssen, weil die Mutter zum Training musste und der Vater noch nicht zurück war. Kein Problem, wenn die Kinder alt genug sind und das war das Mädchen ja. Leider war ihm zu langweilig und die Fernsehsendung, die es gucken durfte, war vorbei. Und so schrieb es vom Handy der Mama eine WhatsApp an einen Freund der Familie: „Ich bin allein zu Hause, möchtest du rüber kommen?“ Der fragte seine Frau verwirrt: „Ist das eine Einladung zum Schäferstündchen?“ Gottseidank war das Missverständnis schnell geklärt…