Lea-Marie, Lucas und Yasmin gehören zu den Stammgästen des Aachener Abenteuerspielplatzes „Zum Kirschbäumchen“. Sie verbringen ihre Nachmittage regelmäßig auf dem 10.000 Quadratmeter großen Platz – und haben dort natürlich ihre Lieblingsorte. Lucas zum Beispiel findet die vielen Geheimwege auf dem Abenteuerspielplatz cool. Yasmin mag das riesige Piratenschiff aus Holz: „Weil man da immer klettern kann und sich direkt im Piratenschiff verstecken.“ Lea-Maries Lieblingsplatz ist am Lagerfeuer im Hüttenbau. „Weil mir die Glut so gefällt“, sagt sie.
Fürs Leben lernen
Hängematten, Hexenwälder, Klangbäume, Tipis und ein Wildkräutergarten: Rund 50 Mädchen und Jungen von 5 bis 15 Jahren kommen regelmäßig auf den Abenteuerspielplatz, der zum Kinderschutzbund Aachen gehört. Ein pädagogisches Team unterstützt sie, wenn sie Hilfe brauchen. „Die Kinder genießen die programmfreie Zeit“, betont die Sozialpädagogin Miriam Hartmann, die den Abenteuerspielplatz seit 2012 leitet. Im Gegensatz zum strukturierten Tagesablauf in der Schule und im Offenen Ganztag können die Kinder hier ihre Nachmittage völlig frei gestalten. „Sie finden den Schlüssel zu sich selbst, organisieren sich mit anderen und entfalten ihre Fantasie.“ Der Abenteuerspielplatz sei viel mehr als eine schöne Freizeitbeschäftigung. „Hier lernen die Kinders fürs Leben“, so Miriam Hartmann.
Warum Spielplätze wichtig für die Entwicklung sind
„Kinder brauchen im Grunde keine Spielplätze“, findet der Diplom-Pädagoge Stefan Melulis. „Aber sie brauchen Spielräume, um sich zu bewegen und auszuprobieren.“ Das Spielen auf der Straße und im öffentlichen Raum sei allerdings gerade in Städten vielerorts nicht möglich. Daher sind Spielplätze aus Stefan Melulis´ Sicht wichtig – damit sich Kinder treffen und einen Teil ihrer Freizeit an der frischen Luft verbringen können. Schaukeln, buddeln, wippen und klettern: Das alles macht Kindern Spaß. „Außerdem lernen sie dabei, mit anderen Menschen umzugehen: sich zu behaupten, Interessen abzuwägen und Kompromisse zu schließen“, erklärt Stefan Melulis, der beim ABA Fachverband als Bildungsreferent im Bereich Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe arbeitet.
Mit Streit umgehen
„Spielplätze sind gute Orte, an denen Kinder lernen können, Konflikte zu lösen“, betont Stefan Melulis. „Ich beobachte allerdings oft, dass Eltern viel zu früh eingreifen“, sagt er. „Kinder brauchen nur dann Hilfe, wenn sie den Streit über längere Zeit nicht alleine lösen können. Bis dahin sollten sich Mütter und Väter raushalten und ihren Kindern zutrauen, ihre Konflikte allein auszutragen“, rät der Diplom-Pädagoge.
Ärger über vergammelte Spielplätze lässt aktiv werden
Ob Spielplätze gut gepflegt sind oder eher vergessen werden, ist von Stadt zu Stadt ganz unterschiedlich. Einen einheitlichen Trend kann Stefan Melulis vom ABA Fachverband in Nordrhein-Westfalen nicht ausmachen. Er weiß aber auch, dass Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden können, wenn sie sich um einen Spielplatz kümmern möchten – als Spielplatzpatin oder -pate.
Neues Leben für einen Spielplatz
Genau das hat Kathrin Kohls aus Wuppertal getan. Sie kennt den Spielplatz „Am Eckbusch“ noch aus ihrer eigenen Kindheit. „Damals war alles ganz neu und toll“, erinnert sie sich. Als ihr Sohn dann aber viele Jahre später dort spielen wollte, waren viele Geräte ziemlich heruntergekommen. „Das Gerüst mit der Rutsche zum Beispiel war morsch und notdürftig mit Flatterband abgesperrt“, erzählt Kathrin Kohls. Die Stadt selbst konnte eine Sanierung nicht finanzieren – und so wurde die Wuppertalerin als Spielplatzpatin selbst aktiv. Sie sammelte in der Nachbarschaft Spenden und wurde dabei auch von Wuppertaler Firmen unterstützt. Etwa 5.000 Euro kamen zusammen – und so konnten eine Wippe, eine Rutsche und ein Sand- und Matschtisch neu gekauft werden. Eine Nestschaukel soll demnächst aufgebaut werden. Die Mühe hat sich für Kathrin Kohls gelohnt: „Es ist total schön zu sehen, wie viele Familien jetzt auf den Spielplatz kommen und wieviel Spaß die Kinder haben“, sagt sie. Als Spielplatzpatin achtet sie nun regelmäßig auf den Spielplatz. „Falls doch mal etwas nicht in Ordnung sein sollte, melde ich mich bei der Stadt – und die kümmert sich dann“, erzählt Kathrin Kohls.
Weitere Informationen:
Spielplatzpaten sind Personen oder Gruppen, die Spielplätze ehrenamtlich betreuen. Wer Spielplatzpatin oder -pate werden möchte, meldet sich beim Jugendamt vor Ort. In manchen Städten können sich Interessierte auch an den Kinderschutzbund wenden, etwa in Wuppertal oder Essen.
Auch auf der Webseite des ABA Fachverbandes gibt es jede Menge Informationen zum Thema Spielplatzpatenschaften.
Auf der Webseite www.spielplatztreff.de sind zahlreiche Spielplätze aufgelistet und bewertet.