Was tun bei Vergiftungen: Wenn das Kind Reiniger oder Tabletten schluckt - Tipps jetzt bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Suzi Media
Was tun bei Vergiftungen: Wenn das Kind Reiniger oder Tabletten schluckt - Tipps jetzt bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Suzi Media
 

Was tun bei Vergiftungen?

Erste Hilfe & Tipps zur Prävention
28. Juni 2022, JL

Das Putzmittel, das aussieht wie Limonade, Tabletten oder die scheinbar harmlose Zimmerpflanze auf dem Wohnzimmertisch – schnell werden Alltagsgegenstände zum Risiko für Kleinkinder. Denn können die ein oder andere giftige Substanz schnell verschlucken.  Doch keine Panik! Der BKK-Landesverband NORDWEST gibt Tipps für den Notfall und wie Eltern ihr Wohnumfeld kindersicher gestalten.

Einmal nicht hingeschaut und schon ist es passiert: Sohn oder Tochter haben etwas Giftiges verschluckt oder sich verätzt. „Das passiert schneller als man denkt“, weiß Karin Hendrysiak vom BKK-Landesverband NORDWEST. Vergiftungen und Verätzungen gehören zu den häufigsten Unfällen von Kleinkindern – ein Großteil davon in den eigenen vier Wänden. Oft verstecken sich Risiken hinter Dingen, die für Erwachsene alltäglich sind. Putzmittel, Medikamente, Grillanzünder oder Topfpflanzen – dass man diese Dinge nicht isst oder trinkt, wissen Kinder nicht und greifen auch hier gerne mal zu. Doch gegen Unfälle mit Giften oder Säuren gibt es einfache Tipps.

Putzmittel & Co.: Nicht unter die Spüle!

Putzmittel unter der Spüle zu lagern, scheint für viele einleuchtend. Doch hier sind sie in direkter Reichweite von Kinderhänden. Besser: Reiniger, Pflegeöle und Lacke immer an einem für Kinder unerreichbaren Ort aufbewahren. Hoch hängende Schränke bieten sich besonders gut an. Auch kindersichere Verschlüsse an Flaschen oder Kindersicherungen an Türen sind sinnvoll.

Medikamente sicher aufbewahren

Viele Haushalte lagern ihre Medikamente im altbewährten Arzneischrank. Hier ist es auch gut aufbewahrt – wenn der Schrank verschließbar ist. Die morgendlichen Tabletten in der Nachtkonsole zu haben, ist zwar bequem, aber auch potenziell gefährlich! Besonders, wenn Kinder ihre Eltern bei der regelmäßigen Einnahme zusehen. Karin Hendrysiak warnt: „Wenn Mama oder Papa die Pillen schlucken, wollen Kinder das meist auch machen. Je nach Medikament und Dosis kann das böse Folgen haben.“ Daher Medikamente immer außer Sichtweite der Kinder einnehmen. „Sie sollten außerdem wissen, warum etwas für sie verboten ist – so sensibilisiert man sie fürs Thema.“

Vergiftung durch Pflanzen

Kinder können sich auch durchs Verschlucken von Pflanzenblüten oder -blättern eine Vergiftung zuziehen, obwohl das recht selten passiert. Im Idealfall sollten Eltern erst keine giftigen Pflanzen wie z.B. die Engelstrompete, Eisenhut oder Giftaron im Haus oder im Garten haben. Wenn doch: Auf jeden Fall außerhalb der Reichweite von Kindern aufstellen. Damit Eltern im Notfall angeben können, von welcher Pflanze ihr Kind Blüten, Blätter oder Beeren verschluckt hat, empfehlen sich Schilder zur Kennzeichnung. „Oder auch ein Bild von unbekannten Pflanzen machen – das könnte Ärztinnen und Ärzten im Notfall helfen“, rät Karin Hendrysiak.

Erste Hilfe im Notfall: Giftnotruf!

Haben Sohn oder Tochter nun trotz Vorsicht die Flasche Badreiniger oder die Pillendose in die Hand bekommen, hilft der Giftnotruf weiter. Im Fall von akuten Vergiftungen sind die Giftnotrufzentralen 24 Stunden erreichbar. Die Zentrale für NRW in Bonn ist erreichbar unter der Nummer 02 28-19 24 0. Eine Liste aller Giftnotrufzentralen in Deutschland, der Schweiz und Österreich gibt es hier.

Anruferinnen und Anrufer sollten immer die folgenden W-Fragen möglichst genau beantworten können:

  • Wer?: Kind oder Erwachsener, Alter, grobes Gewicht, Geschlecht
  • Was?: eingenommene Substanzen, d.h. Medikamente, Chemikalien, Pflanzen etc.
  • Wann?: Zeitpunkt der Einnahme oder ersten Symptome, Dauer der Symptome
  • Wie?: Hat das Kind etwas gegessen/getrunken, eingeatmet oder berührt?
  • Wie viel?: möglichst genaue Mengenangaben z.B. Anzahl von Tabletten oder Flaschengrößen und fehlende Mengen

Wie geht es dem Kind? Sind die Reaktionen verzögert oder zeigt das Kind andere Symptome? Was wurde bisher unternommen? Das sollte ebenfalls mitgeteilt werden.

Ein weiterer Tipp für den Notfall: beruhigen. Ein kühler Kopf hilft dabei, sich an alles Wichtige zu erinnern und Kinder zu trösten, falls sie Schmerzen oder Angst haben.

Wichtig: Vergiftete auf keinen Fall zum Erbrechen bringen! Und ist eine Person bewusstlos oder zeigt andere lebensbedrohliche Symptome wie Krampfanfälle sollte direkt der Notruf 112 gewählt werden!

Weitere Informationen

Mehr Infos zum Umgang mit Vergiftungen und zur Prävention gibt es unter diesen Adressen: