Spinat ist Gift für Kleinkinder, Zucker macht hyperaktiv und Kranksein stärkt das Immunsystem? Diese und weitere Mythen rund um die Gesundheit von Kindern klärt der BKK-Landesverband NORDWEST hier auf.
1. Mythos: Spinat ist giftig für Kleinkinder.
Das stimmt – unter bestimmten Umständen: Gemüsesorten wie Spinat, Rote Beete, Mangold oder Kohlrabi enthalten viel Nitrat, das im Körper zu Nitrit verarbeitet wird. Dieser Stoff kann zu Sauerstoffmangel im Blut und zur sogenannten „Blausucht“ führen, bei der unter anderem die Lippen blau sind. Allerdings tritt Blausucht erst ab einer höheren konsumierten Menge von nitrathaltigem Gemüse auf, die der Großteil der Babys und Kleinkinder an einem Tag überhaupt nicht zu sich nimmt. Grundsätzlich gilt: In den ersten drei Lebensmonaten sollen Babys keinen Spinat oder vergleichbares Gemüse zu sich nehmen. Danach kann Spinat in kleineren Mengen gerne auf den Speiseplan, vorzugsweise nicht aufgewärmt. Tipp: Das Entfernen von Stielen und Blattrippen und Blanchieren des Gemüses senkt den Nitratgehalt.
2. Mythos: Zahnen verursacht Fieber.
Das stimmt nicht. Während des Zahnens sind Kleinkinder in der Regel schlecht gelaunt und unruhiger, sie schlafen schlecht und essen und trinken weniger als gewöhnlich – und das über einen Zeitraum von rund zweieinhalb Jahren. Doch Fieber ist keine Nebenwirkung. Es ist wahr, dass die Körpertemperatur von Kindern vorübergehend leicht ansteigen kann, aber nicht über die „Fiebergrenze“ von 38,5 Grad Celsius. Sollte diese Temperatur mal überschritten werden, kann das Kind einen Infekt haben.
3. Mythos: Kuhmilch schadet Babys.
Das stimmt – unter Umständen. Vorab: Kuhmilch bekommen Kinder erst ab dem sechsten Lebensmonat. Danach kann Kuhmilch in kleinen Mengen zugefüttert werden. Die in Kuhmilch enthaltenen Stoffe Kalzium und Kasein können so wirken, dass der Körper weniger Eisen aufnimmt. Gerade bei Babys und Kleinkindern kann dauerhafter Eisenmangel die allgemeine körperliche und geistige Entwicklung negativ beeinflussen.
4. Mythos: Kranksein ist gut fürs Immunsystem.
Das stimmt halb: Grundsätzlich muss das Immunsystem von Kindern mit Keimen, Bakterien und Viren in Berührung kommen, damit es sich gesund entwickeln kann. Kinder vor möglichen Krankheitserregern in Form von Spielkameraden oder Familie vollständig abzuschirmen, ist also nicht nötig. Doch das ist kein Aufruf, Krankheiten und Infekte zu provozieren! Gerade bei gesundheitlich vorbelasteten Kindern oder potenziell gefährlichen Krankheiten (z.B. Scharlach, Masern) gilt Vorsicht. Bei diesen Krankheiten helfen Impfstoffe aus der Kinderarztpraxis.
5. Mythos: Babys dürfen keinen Honig essen.
Das stimmt – und ist sogar sehr wichtig zu wissen. Denn Honig kann den Krankheitserreger Clostridium botulinum enthalten, der im Körper ein schädliches Nervengift freisetzt. Bei Babys ist die Darmflora noch nicht so erprobt im Umgang mit Schädlingen. Daher ist bei ihnen das Risiko z.B. für Lähmungen der Atemmuskulatur besonders hoch. Ab dem ersten Lebensjahr können Eltern aber ihren Kindern langsam Honig geben. Fertige Babynahrung, abgepackte Kekse oder Breie mit Honig sind allerdings unbedenklich: Der Honig wird für die Herstellung erhitzt, wodurch die gefährlichen Erreger abgetöteten werden. Übrigens: Nicht nur Honig, sondern auch Ahorn- und Maissirup sind vorerst tabu für Babys!
6. Mythos: Zucker macht Kinder hyperaktiv.
Das stimmt nicht. Der kindliche „Zuckerschock“ oder „Zuckerrausch“ ist ein populärer Mythos, der zwar widerlegt, aber schwer loszuwerden ist. Erhöhter Zuckerkonsum kann zu einem Energieschub führen – doch nur kurzfristig. Und nach dem „Zuckerhoch“ folgt bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen das „Zuckertief“: Plötzliche Energielosigkeit und Müdigkeit folgen auf die übersprudelnde Lebendigkeit. Die Ursache vom vermeintlichen „Zuckerrausch“ kann in anderen Umständen liegen, zum Beispiel an besonderen Unternehmungen oder Verwandtenbesuch, Verabredungen mit Spielkameraden oder Feiern, die Emotionen hochkochen und die Energie kurzfristig steigen lassen können.