Kinder zweisprachig erziehen - Tipps zum richtigen Lernen und Expertenmeinungen bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Myst
Kinder zweisprachig erziehen - Tipps zum richtigen Lernen und Expertenmeinungen bei MENSCHENSKINDER! Foto: Adobe Stock / Myst
 

Zweisprachig aufwachsen

Bereicherung oder Hürde beim Spracherwerb?
24. Februar 2022, Vivien Nogaj

Viele Eltern fragen sich, ob eine zweisprachige Erziehung für ihr Kind sinnvoll ist, oder ob sie es damit überfordern. Die Wissenschaft ist sich diesbezüglich hingegen einig.

Wer viele Sprachen spricht, ist klar im Vorteil: Nicht nur bei Reisen in ferne Länder macht es sich gut, Einheimische in ihrer Sprache begrüßen oder Preise auf dem Markt verhandeln zu können; auch für die eigene Persönlichkeit eröffnet die Mehrsprachigkeit ganz neue Horizonte. Denn: wie man fühlt, denkt und die Welt erlebt, hängt maßgeblich von der Möglichkeit ab, sich auszudrücken. Nicht zuletzt deshalb gelten gute Kenntnisse in verschiedenen Sprachen als großer Gewinn. Besonders im Vorteil sind dabei jene Menschen, die von klein auf bilingual erzogen worden sind, weiß die Wissenschaft.

Verschiedene Methoden

Unter bilingualer Erziehung versteht man, dass Kinder zweisprachig aufwachsen. Dazu kommt es etwa, wenn eines der Elternteile aus einem anderen Land stammt und demnach eine andere Muttersprache spricht. Ein aus Spanien stammender Vater kommuniziert dann etwa ausschließlich auf Spanisch mit dem Kind, während die Mutter deutsch mit ihm spricht. So lernt das Kind von klein auf beide Sprachen gleichwertig. Es gibt aber auch noch eine weitere Möglichkeit des natürlichen Erwerbs einer anderen Sprache: Etwa, wenn Eltern aus ihrem Heimatland in ein anderssprachiges Land ziehen. Das ist oft bei Migranten der Fall. Diese sprechen zuhause meist weiterhin die Herkunftssprache, während das Kind durch den Kindergarten und das Spielen mit anderen Kindern die neue Landessprache erlernt. Beide Situationen haben sich als gut geeignet für das Erlangen der Mehrsprachigkeit erwiesen – vorausgesetzt, die Kinder sind noch im Kleinkindalter.

Denn schon in der Grundschule ist es für das Hirn etwa 100-Mal so schwer, eine Fremdsprache zu lernen, wie Bildungswissenschaftler und Neurobiologen herausgefunden haben. Nach dem zehnten Lebensjahr werde eine zweite Sprache nicht mehr von den Arealen in der biologisch dafür vorgesehenen linken Hirnhälfte verarbeitet, sondern über Gedächtnisareale in der rechten Hirnhälfte, so die Forscher. Das mache den Spracherwerb mühsamer und bewirke, dass man weniger „wendig“ sei sowie einen Akzent habe. 

Erweiterung der Persönlichkeitsentwicklung

 Bei zweisprachig aufwachsenden Kleinkindern hingegen ist das nicht der Fall: Diese lernen eine Sprache akzentfrei und auf muttersprachlichem Niveau. Weil sie zudem daran gewöhnt sind, zwischen zwei Sprachen hin- und herzuspringen, ist ihr Gehirn flexibler und leistungsfähiger; auch die Konzentrationsfähigkeit ist eine bessere. Ebenso profitieren die Kinder in puncto Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung von der Mehrsprachigkeit: Sie erlangen etwa automatisch Zuritt zu verschiedenen Kulturen, haben ein offeneres Weltbild und ein besseres Verständnis für Migration.

Aber Achtung: Das alles bedeutet nicht, dass die bilinguale Erziehung übers Knie gebrochen werden sollte: Gerade, wenn Eltern eine Fremdsprache nur mäßig beherrschen und keine Muttersprachler sind, sollten sie darauf verzichten, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen. Denn dies könnte zur Folge haben, dass die Kinder keine der beiden erlernten Sprachen auf Muttersprachler-Niveau beherrschen.

Weitere Informationen

Mehr Infos zum Thema „Zweisprachige Erziehung“ gibt es an diesen Stellen: