Illustration: Renate Alf
Illustration: Renate Alf
 
Aufwachsen

Sprich mit deinem Kind!

Plakat-Kampagne „Sprich mit mir“ soll Eltern für bewussten Handy-Umgang sensibilisieren.
17. Juli 2019, red.

Das Smartphone gehört mittlerweile genauso selbstverständlich zu unserem Alltag wie der Hausschlüssel oder die EC-Karte. Wir benutzen diese Hilfsmittel, ohne besonders darüber nachzudenken. Nur: Gerade das Handy hindert uns zunehmend daran, im Alltag persönlich miteinander zu sprechen.

Besonders bei Kindern hat das fatale Folgen: Werden Kleinstkinder nicht in ausreichendem Maße von ihren Bezugspersonen direkt angesprochen, kommt es z.B. zu Verhaltensauffälligkeiten oder auch Sprachstörungen. Hier machen Wissenschaftler und Wissenschaflterinnen im In- und Ausland bereits seit mehreren Jahren alarmierende Beobachtungen.

Mit Plakaten wie diesem macht der Ortsverband Düsseldorf des Deutschen Kinderschutzbundes auf die Vorteile des medienfreien Kontakts zwischen Eltern und Kindern aufmerksam.

Eine Langzeitstudie über den Zeitraum 2014–2016 in den USA belegt: Kleinere Kinder reagieren mit Ärger auf Eltern, die sich während des familiären Zusammenseins immer wieder dem Smartphone oder anderen elektronischen Medien zuwenden. Da ist ein Teufelskreis geradezu vorprogrammiert: Eltern abgelenkt – Kind quengelig – Eltern genervt – Kind noch quengeliger und so fort. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind sich sicher: Eltern, die sich häufig von ihren Smartphones ablenken lassen, vermitteln ihrem Kind das Gefühl, Kontakt und Zuwendung seien von den Geräten gesteuert. Zuwendung wird so für das Kind unvorhersehbar. Denn die Eltern sind zwar physisch, aber emotional nur sporadisch präsent. Als Resultat daraus ergibt sich beim Kind eine Kettenreaktion bzw. ein Geflecht aus: Unsicherheit, Gefühlen von Einsamkeit bzw. Vernachlässigung, Bindungsstörung, Verhaltensauffälligkeiten. Betroffen ist auch der frühkindliche Spracherwerb. Dieser wird nachweislich beeinträchtigt, wenn Bezugspersonen während des Kontaktes mit dem Kind immer wieder vom Smartphone (oder anderen Medien) unterbrochen oder abgelenkt werden.

Handy als Konkurrenz

Sehr kleine Kinder können auf diese Form der Handy-Konkurrenz nur unbewusst reagieren. Größere Kinder hingegen artikulieren ihre Kritik deutlich: 2015 sagten in Umfragen in verschiedenen Ländern zum Beispiel ein Drittel oder sogar über die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen, dass sie sich von ihren Eltern wegen deren Handy-Verhaltens vernachlässigt fühlen. Daher fordert auch der Kinderschutzbund alle Eltern ganz klar auf: Sprich mit deinem Kind!

Die Cartoonistin Renate Alf hat die Motive mit Alltagsszenen gestaltet.

Plakat-Kampagne „Sprich mit mir“

Im Rahmen des Kinderrechtejahres 2019 hat der Kinderschutzbund Düsseldorf eine Plakat-Kampagne zum Thema „Handykonsum von Eltern“ gestartet. Insgesamt drei aufmerksamkeitsstarke Motive der Cartoonistin Renate Alf aus Weimar zeigen typische Alltagsszenen mit Eltern, die dem eigenen Smartphone mehr Aufmerksamkeit widmen als dem eigenen Nachwuchs. Auf humorvolle, aber gleichzeitig eindrückliche Weise sollen die Plakate dafür sensibilisieren, dass Kinder sich tatsächlich oft verloren und vergessen fühlen, wenn an ihnen vorbeigeschaut und vorbeigeredet wird.