Foto: iStock / nixki
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Hinschauen und Kindern zuhören

Was Sie beim Verdacht sexueller Gewalt tun können
15. Juni 2020,

„Sexuelle Gewalt an Kindern ist ein riesiges gesellschaftliches Problem“, weiß Margareta Müller. Sie arbeitet beim Landesverband NRW des Kinderschutzbundes und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Gewalt. Aktuell hat sie viel mit dem sexuellen Missbrauch in Münster zu tun, bei dem mindestens drei Jungen zu Schaden kamen. Dort rief die Polizei die Bevölkerung dazu auf, aufmerksamer zu sein und auf mögliche Warnzeichen von Kindern zu achten. Welche können das sein? Und wie sollten sich Erwachsene verhalten, wenn sie befürchten, dass Kinder sexuelle Gewalt erleben?

Jedes Kind reagiert anders

In Fällen schwerer sexueller Gewalt wie in Münster weisen die Kinder körperliche Verletzungen auf. Häufig hinterlässt sexuelle Gewalt aber kaum sichtbare Spuren, deshalb ist sie oft schwer zu erkennen. „Eindeutige Signale für sexuelle Gewalt senden Kinder in der Regel leider nicht aus“, sagt Margareta Müller. „Jeder Junge und jedes Mädchen reagiert anders.“ Manche reden in einer Weise über Sexualität, die nicht zu ihrem Alter passt. Andere teilen sich über ihr Spiel mit – oder sie äußern sich still, über ihr Verhalten. Margareta Müller rät dazu, besonders auf Veränderungen zu achten. Wenn ein sonst zurückhaltendes Kind plötzlich aggressiv wird oder sich ein kommunikatives Kind in sich zurückzieht, kann das darauf hinweisen, dass es etwas beschäftigt. Wichtig sind Erwachsene, die zuhören und dem Kind das Gefühl vermitteln: „Egal was in dir vorgeht: Ich bin an deiner Seite.“

Hilfe von Fachleuten

Solche Menschen können die Eltern sein, aber auch Lehrkräfte, Erzieherinnen in der Kita sowie Verwandte und Nachbarn. „Sie alle sollten darauf achten, ob es einem Kind in ihrer Umgebung möglicherweise nicht gut geht“, sagt Margareta Müller vom Kinderschutzbund. Es ist möglich, dass es sexuelle Gewalt erlebt – oder aber es gibt für das Verhalten ganz andere Ursachen. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, sich von Fachleuten beraten zu lassen und gemeinsam zu überlegen, wie man dem Kind helfen kann.“

Auf dem Hilfeportal Sexueller Missbrauch finden Sie weitere Informationen und Unterstützungsangebote. Schnelle Unterstützung bietet das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (kostenfrei und anonym) unter der Nummer 0800 22 55 530.

Spezialisierte Fachberatungsstellen, auch vom Kinderschutzbund, helfen Betroffenen, ihren Familien und ihrem Umfeld weiter. Die Kontakte finden Sie im Portal www.kinderschutz-in-nrw.de.