Videos unterwegs hochladen, Bilder taggen und mit den Freunden chatten – das Social Web gehört für Kinder und Jugendliche zu den beliebtesten digitalen Aufenthaltsorten. Ein großes Problem im sogenannten Mitmach-Netz ist dabei die Datensicherheit – vor allem, was personenbezogene Daten betrifft, denn das Internet vergisst nicht.
Immer neue Websites und Anwendungen rufen zum digitalen Mitmachen auf – in Videoportalen, Blogs, Foren und den Sozialen Netzwerken. Nicht selten geben junge Nutzer in ihren Profilen bei Whatsapp, Facebook, Instagram & Co. unbekümmert persönliche Daten wie Name, Adresse, Alter oder Telefonnummer an – es werden aber auch massenhaft Fotos gepostet und mit dem aktuellen Standort versehen, in Echtzeit hochgeladen und veröffentlicht. Die Privatsphäre-Einstellung können dabei fast überall individuell angepasst werden
“Eltern sollten mit Kindern über Datensicherheit sprechen.”
„Besonders fatal ist es, wenn Kinder in Sozialen Netzwerken wie Facebook mit ihrem Alter schummeln und sich zum Beispiel sogar als Erwachsene ausgeben. Dann ist nämlich automatisch die Dateneinstellung ‚alle‘ statt ‚Freunde von Freunden‘ eingerichtet, und alle Nutzer können die angegeben Daten und eingestellten Fotos ohne Einschränkung sehen“, erklärt der Experte in Sachen Medienkompetenz, Ansgar Sporkmann, von der Arbeitsgemeinschaft Medienkompetenz. Ein Schlaraffenland also für Firmen, die auf personenbezogene Werbung setzen, ein gefundenes Fressen für Kriminelle im Netz und eine ideale Basis für Cybermobbing. „Eltern sollten mit ihren Kindern über das Thema Datensicherheit sprechen, ihre Befürchtungen erklären und je nach Fall auch gemeinsam mit ihnen wiederholt die Privatsphäreeinstellungen überprüfen“, rät der Medienpädagoge Ansgar Sporkmann, der ehrenamtlich beim DKSB Ortsverband Düsseldorf tätig ist und regelmäßig in Schulen und bei Elternabenden als Berater vor Ort Tipps gibt.
Thema Bildrecht kann teuer werden
Darüber hinaus empfiehlt er den Eltern, mit dem Nachwuchs dringend auch über das Thema Bildrecht zu diskutieren – denn der Schutz der eigenen Privatsphäre ist nur die eine Seite der Medaille: „Wer zum Beispiel ungefragt Fotos oder Videos mit oder von Freunden veröffentlicht, verstößt gegen das Persönlichkeitsrecht. Bei unter 14-Jährigen müssten im Grunde sogar die Eltern nach ihrem Einverständnis gefragt werden, danach kann in der Regel schon autonom entschieden werden.“ Wer gegen das Recht am eigenen Bild verstößt, muss unter Umständen mit Abmahnungen oder Klagen rechnen – und das kann dann meist für die Eltern schnell richtig teuer werden.
Cybermobbing ist noch immer hochaktuell
Besondere Vorsicht ist bei der unbedachten Veröffentlichung von Foto- und Videomaterial geboten, denn diese können leicht und unbemerkt überall heruntergeladen, gespeichert und unkontrolliert – oder in einem völlig anderen Zusammenhang – weiterverbreitet werden. Die Entfernung einmal veröffentlichter Bilder aus dem Internet ist nahezu unmöglich. Ein Nährboden für Kriminelle also, die so zum Beispiel ganz leicht feststellen können, ob eine Familie im Urlaub ist und in dieser Zeit einen Wohnungseinbruch planen. Aber auch ein ideales Material für Cybermobbing: Beleidigungen in Sozialen Netzwerken oder Whatsapp-Gruppen, die eigens dafür eingerichtet werden, um über jemanden zu lästern, sind ein großes Problem – gerade in Schulen. Doch es sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die in der digitalen Welt mit persönlichen Daten und Bildern gelegentlich unbedacht umgehen – es sind auch nicht selten die Eltern selbst. Ein süßes Foto vom Nachwuchs am Strand ist schnell gemacht und mit den Freunden bei Facebook geteilt. Doch es schauen nicht nur Freunde im Netz zu: im schlimmsten Fall bedienen sich Pädosexuelle am freigiebig geteilten Fotomaterial.
Vertrauen statt Verbote
Kindern und Jugendlichen ein generelles Verbot für das Mitmach-Netz auszusprechen, liefert jedoch keine Lösung für das Problem. Zum einen ist das Internet mit seinen sozialen Plattformen zu einer wesentlichen Sozialisationsinstanz geworden, zum anderen ist das Erlernen eines sicheren Umgangs mit Daten im digitalen Raum integraler Bestandteil einer unverzichtbaren Medienkompetenz, die es zu erwerben gilt.
Tipps und Hilfe für Eltern
Um das Surfen im Netz sicherer zu machen, bietet die Landesanstalt für Medien hilfreiche Ratschläge für Eltern, Kinder und Jugendliche. Zum Download bereit stehen im praktischen PDF-Format Materialien zu Themen wie „Kinder sicher im Netz begleiten“, „Datenschutztipps für Eltern“ oder „Handy in der Schule“.
Kinder brauchen gute Vorbilder – auch beim sicheren Surfen im Internet
Kinder lernen am Modell. Sie beobachten, wie sich ihre Eltern und andere für sie wichtige Menschen verhalten, und ahmen sie nach. Eltern muss bewusst sein, dass sie auch beim Datenschutz im Netz Vorbilder sind. Aber häufig kennen sich Mütter und Väter damit selbst nicht gut genug aus. Nur wer gut informiert ist, kann sein eigenes Verhalten ändern und mit seinen Kindern wichtige Internet-Regeln besprechen. Väter und Mütter müssen wissen, was passieren kann, wenn Daten in falsche Hände gelangen, und wie man sich davor schützt. Ein guter Ansatz dafür wären spezielle Kurse für Eltern, etwa in Kitas oder bei Familienbildungsträgern. Auch im Schulunterricht und in anderen pädagogischen Berufsfeldern muss der verantwortungsvolle Umgang mit dem Internet nach unserer Meinung eine viel größere Rolle spielen. Die Grundlage dafür ist allerdings eine bessere technische Ausstattung der Schulen. Außerdem fordern wir, das Thema Medienkompetenz in die Ausbildung aller pädagogischen Berufe aufzunehmen. Denn: Mädchen und Jungen brauchen kompetente Ansprechpartner, die wissen, wohin welche Daten im Netz gehören – und wohin nicht.
Kommentar „Datenschutz im Mitmach-Netz“ von Krista Körbes, Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen